Lieber Gemeinde
Kolosser 3,16. Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: lehrt und er-mahnt einander in aller Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen.
„Mich hat heute besonders die Predigt in G-Dur angesprochen!,“ meinte eine nach dem Gottesdienst. Die andere stutzte, doch bevor sie nachhaken konnte, fuhr diese fort: „Na die Nr 307! Meine Situation: da neige ich oft dazu, mich zu bedauern, andere zu beneiden, Gott zu kla-gen. Doch diese Worte im Gesang haben mich getroffen, mich auf Chrisi Heil und durch ihn mein Heil blicken lassen.
Ich musste neu staunen! Staunen über das Evangelium und zugleich über diese Predigt, diesen Gesang. Doch ich blieb nicht sprachlos. Ich hörte, sang und hörte zugleich meine eigenen Worte. Dankbar stimmte ich in den Lobgesang der Gemeinde ein. Beim 5ten Vers brüllte ich fast! Sodass sogar die schwerhörige Tante Susanne vor mir kurz nach hinten blickte und lächelte.“
Gesänge – Predigten! Wir haben einen Reichtum an Predigten – jeden Sonntag. Die Gesänge, die wir singen, sind nicht nur komplizierte Ant-worten, sie sind nicht einfach nur Gebete – obwohl sie das natürlich vielfach sind! Sie sind auch Evangeliumsverkündigung. Gelegenheit-en, wo das Wort Christi reichlich unter uns wohnt. Ereignisse, wo wir gelehrt, ermahnt, getröstet und im Glauben gestärkt werden. Zeiten, wo uns Gottes Wort ins Herz trifft, uns bewegt: von der Klage zum Lob, von der Traurigkeit zur Freude, von Stummsein zum Singen und Sagen, von der gleichgültigen Selbstverständlichkeit zur tiefen Dank-barkeit und innigen Freude.
Diese Wirkung geschieht auch durch die sprachlose Musik, durch die Orgel, durch den Posaunenchor, durch Geigen und Blockflöten, die Gesänge oder Chorstücke begleiten und uns zum Lob Gottes mi-treißen.
Auch da, wo diese Instrumente einfach Gottes Wort vertonen ohne das ein Singen geschieht – auch da werden wir an das Evangelium erin-nert, an Worte, die wir gelernt oder oft gesungen haben.
Und vielfach begleiten uns Gesänge oder Chorstücke noch spät in den Sonntagnachmittag hinein oder sogar in die Woche, im trüben Alltag. Wir summen, wir pfeifen, wir singen – in der Dusche, im Garten, beim Kochen, beim Autofahren. Wir Sinnen nach – Tag und Nacht – und unser Leben bekommt ein neues Licht.
Ich denke an so viele Männer und Frauen in der Bibel, denen die Wir-kung Gottes zum Singen und Musizieren brachte. Sie von diesem Tun Gottes nicht schweigen konnten, sondern davon Singen und Sagen mussten: Mose und Miriam mit dem Volk Israel nach dem trockenen Durchzug durch das Schilfsmeer, David mit so vielen Psalmen, Maria nach der Empfängnis des Sohnes Gottes oder Paulus und Silas im dunklen Gefängnis. Gottes Wirken bringt uns zum Staunen – doch nicht sprachlos, sondern zum Singen und Musizieren.
Danken wir Gott für die Gabe der Musik, für den Schatz an Gesängen, geistlichen Liedern, für die Chöre in der Gemeinde, die uns das Wort Christi bringen und unter uns wohnen lassen.
Nun freut euch liebe Christen g’mein, und lasst uns fröhlich springen, dass wir getrost und all in ein mit Lust und Liebe singen, was Gott an uns gewendet hat und seine süße Wundertat; gar teu’r hat er’s er-worben.
Euer Pastor Helmut
(Nach der Kurzpredigt gehalten am 500jährigen Reformationsfest auf Augsburg am 20.08.2017)