Ps 34,15: „Suche Frieden und jage ihm nach!“
Liebe Gemeinde,
Wer bereits einen Gemeindekalender gekauft hat, wird wohl nicht so sehr vom Bild beeindruckt sein!
Ich gebe zu, auch ich finde das Bild nicht ganz gelungen. Zu dunkel sind die Farben. Etwas unscharf der Druck nach den „standards“ der heutigen digitalen Möglichkeiten.
Ja, mit diesem Kalender fällt einem der Frieden nicht einfach ins Schoß. Da würde ein Bild eines Sonnenuntergangs am Strand oder eines Wasserfalls in den Bergen oder – wenn es doch ein biblisches Motiv sein soll – einer Taube mit einem Regenbogen im Hintergrund doch viel geeigneter sein. Würde einem mit mehr Frieden überströmen als solch ein dunkelgrünes, unscharfes Bild.
Aber vielleicht kommt gerade dadurch zum Ausdruck, was als Jahreslosung uns in diesem Jahr gesagt wird: Suche Frieden und jage ihm nach! Dass also der Friede nicht einfach so kommt und zufällig entsteht, sondern gesucht, nachgejagt, er-forscht, nachgespürt, ergründet werden soll.
Aber du hast es möglicherweise ja bereits erahnt, was durch das Bild angespielt werden soll? Dir sind die Worte der bekannten Serie im Fernseher ganz vertraut: „The Amazing Race“. Und diese Worte hast du im Kalenderbild entdeckt. Ama-zing Race: Da gibt es 11 Mannschaften von jeweils zwei Personen, die um die Welt reisen. In einem Wettbewerb jagen sie von einem Ort zum nächsten und müssen bestimmte Aufgaben lösen und Hindernisse überwinden. Mit etwa jeder Etappe schaltet ein Teilnehmer-Paar aus. Dieser Race wird von einem Kamera-team begleitet, der die Teilnehmer filmt, wenn sie mittels Hinweise, die an den vorgegebenen Stationen hinterlegt werden, bildlich um die Erdkugel jagen. Preisgeld für die Gewinner von diesem Amazing Race ist eine Million US-Dollar.
Dieses Glück fällt den Teilnehmern nicht einfach ins Schoß! Nein, sie müssen jagen. Sie müssen suchen. Und das, indem sie zu zweit zusammenarbeiten; in-dem sie zusammenüberlegen, stets mit einander reden und bei Zeiten die Aufga-ben verteilen.
Die Jahreslosung fordert uns auf, zu suchen und zu jagen: Suche Frieden und jage ihm nach! Da sind wir gefragt zu ergründen, auf die Spur zu kommen – ähnlich wie bei solch einem Wettbewerb, wo Aufgaben gelöst und Hindernisse über-wunden, wo mittels Hinweise, die hinterlegt werden, ein Jagen geschieht.
Suchen. Jagen.
Und das Ziel: Frieden!
Suche Frieden und jage ihm nach!
Aber der Ps 34 beginnt nicht einfach mit dieser Aufforderung. Nein, der Psalm beginnt mit einem Dank und Lob Gottes, in dem über viele Verse zum Aus-druck kommt, wie erstaunlich Gott in seiner Menschenfreundlichkeit ist: „Ich will den Herrn loben allezeit; sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein…Als ich den Herrn suchte, antwortete er mir und errettete mich aus aller meiner Furcht…Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist. Wohl dem, der auf ihn trauet“. Gott hat eingegriffen. Er hat auf Suchen geantwortet. Gott hat Frieden gewirkt. Und von diesem Wir-ken geht dann die Aufforderung aus: Suche Frieden und jage ihm nach!
Auch wir können bei diesem Dank- und Lobpsalm anstimmen. Denn, erstaun-lich bei unserem Suchen und Jagen nach Frieden ist, dass wir bereits Frieden haben. Frieden mit Gott. Gott hat auf unser Suchen geantwortet. Durch Jesus Christus, durch seine Hingabe am Kreuz, haben wir Frieden mit Gott (Röm 5,1). Christus ist unser Friedefürst!
Darum soll in diesem Jahr uns durch das Bild nicht einfach ein „Amazing Race“ vor Augen geführt werden: Ein erstaunliches Suchen und fabelhaftes Jagen mit der Hoffnung einst Frieden zu finden. Sondern „Amazing Grace“. Unser Su-chen und Jagen steht unter dem Vorzeichen der der unerhörten Barmherzigkeit, erstaunlichen Gnade Gottes, die uns wiederfahren ist. Daher auch das Kreuz, das sich im „G“ in Lilafarbe zeigt. Wir haben Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus, unseren Friedefürsten.
Wer Friede sucht, findet ihn also zuerst beim Friedefürsten, Jesus Christus. Wer dem Frieden nachjagt, folgt also Christus in seinem Leben nach. Und er, Jesus Christus, teilt seinen Frieden aus denen, die sich um ihn versammeln. Die sein Wort hören. Die seine Gaben empfangen.
Suche Friede und jage ihm nach! Das heißt, wir suchen den – lassen alles stehen! –, der uns das Heil gebracht hat. Wir suchen diesen Mann, der allein helfen kann, Jesus Christus. Bei seiner Krippe, bei dem Wort Gottes, das uns Fleisch gewor-den ist, in unsere Welt gekommen ist – da haben wir tatsächlich Frieden. Bei seinem Kreuz, bei seiner unendlichen Liebe, die er für uns dahingegeben hat – da haben wir tatsächlich Frieden. Bei seiner Auferstehung, die der Welt Hoff-nung bewirkt hat – da haben wir tatsächlich Frieden.
Suche Friede und jage ihm nach! Da ist Christus Ziel unseres Suchens, unseres Ja-gens.
Wer aber den Fußspuren Jesu folgt, wird dann selbst zu einem, der Frieden aus-teilt.
Suche Frieden und jage ihm nach!, heißt dann also auch: Da rücken uns Mitmen-schen liebevoll in den Blick. Da versuchen wir stets Konflikte zu lösen. Da be-mühen wir uns eifrig einen Streit zu schlichten. Da gehen wir nicht aus dem Weg und meiden den Kontakt. Sondern gehen auf andere zu, sprechen liebevol-le Worte. Da machen wir uns auf und hören genau hin.
Ich habe hier die Teilnehmer von dem Wettbewerb, „The Amazing Race!“ vor Augen. Die halten die Augen eifrig auf. Sie setzen sich unermüdlich ein. Jagen dem Ziel nach.
Suche Frieden und jage ihm nach! Durch Jesus Christus, unser Friedenfürst, finden wir uns mit Unfrieden in der Familie oder mit dem Arbeitskollegen nicht ein-fach ab. Sondern wir werden findig, wenn es um Frieden gehen soll. Wir halten Ausschau nach Auswegen aus dem Unfrieden. Wir bemühen uns nachhaltig um Frieden.
Suche Frieden und jage ihm nach! Statt uns in das Schicksal des Unfriedens zu erge-ben, werden wir ermutigt, ausgesprochen energisch um Auswege, Lösungen, um den Frieden bemüht zu sein. Wir werden ermuntern nicht einfach die Zeit abzu-warten mit der Hoffnung, dass der andere den ersten Schritt macht. Nein, wir werden selbst aktiv und kreativ. Wir setzen uns ein, Versöhnung in die Wege zu leiten, damit Friede möglich werden kann. Mit ganzem Herzen sind wir bei die-ser Sache und setzen uns ein den Unfrieden auf den Grund zu gehen und zu ermitteln, was sich erklären und lösen lässt und was womöglich nicht. Wir ver-suchen ernsthaft den Anderen zu verstehen. Wir ziehen andere hinzu, wir nut-zen die Hilfe von Außenstehenden, wenn wir erkennen, dass mit eigenen Mit-teln und Wegen kaum etwas werden kann.
Wieder habe ich diese Teilnehmer vom Wettbewerb vor Augen, die nach Lö-sungen Ausschau halten, die sich um Auswege bemühen, die dabei andere im-mer wieder ansprechen, nachfragen, die Hilfe der Einwohner, der Eingeweihten in Anspruch nehmen, die sich nicht einfach mit ihren eigenen Mitteln und We-gen abfinden und sich darauf verlassen.
Suche Frieden und jage ihm nach! In der Nachfolge Jesu, bei der Quelle des Frieden-führstes, ja, da werden wir selbst zu Friedfertigen. Die stets darum bemüht sind, dass Streit und Unfriede nicht durch schnelle Worte oder lügenhaftes Gerede oder lästerliches Schwatzen und Spotten entsteht. Wir hüten unsere Zunge vor Bösem und unsere Lippen, dass sie nicht Trug reden.
Suche Frieden und jage ihm nach! Da legen wir nicht die Hände in den Schoß und hoffen, dass sich die Sache von selbst klärt. Nein Hindernisse versuchen wir überwinden und schwere Aufgaben zu lösen, wobei wir nicht mit dem Ellbogen uns allein durchzusetzen versuchen, sondern auf andere achten, die Hilfe der anderen in Anspruch nehmen, ihre Begabungen fördern und unsere Gaben ein-setzen. Wir arbeiten zusammen. Wir achten auf Hinweise, die Gott uns über den Weg kommen lässt bei verschiedene Stationen unseres Lebens.
Suche Frieden und jage ihm nach! Da falten wir die Hände und beten in unserem Kämmerlein: „Gib Frieden, o Herr! Nicht nur bei mir, sondern in der ganzen Welt.“ Da singen wir zusammen mit der Gemeinde: „Verleih uns Frieden gnä-diglich, Herr Gott, zu unsern Zeiten. Es ist doch ja kein andrer nicht, der für uns könnte streiten, denn du, unser Gott, alleine.“
Suche Frieden und jage ihm nach! Da erkennen wir, so sehr wir diesen Frieden in der Welt bringen, uns einsetzen und um diesen Frieden bemühen, so kehren wir doch zu keiner Zeit den Rücken dem zu, der doch selbst unser Friede ist., Jesus Christus, unser Friedeführst. Bei ihm allein haben wir Frieden – auch inmitten ein dunkelgrünes Leben, das gehetzt und so gejagt scheint. Erstaunliche Gnade. Unergründliche Barmherzigkeit Gottes. Amazing Grace. Das prägt und be-stimmt unser Suchen und Jagen.
Und bei allem ist doch das Ziel uns ganz gewiss!
Suche Frieden und jage ihm nach! Das heißt doch, wie es Paulus schreibt: „Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was da vorne ist, und jage nach dem vorge-steckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus.“ (Phil 3,13-14).
Euer Pastor Helmut