Lutherisches Bekenntnis

Lutherisches Bekenntnis – Persönlich gelesen (Aus: Lutherische Kirche, 48. Jahrgang, 10/2017) Oft hört man heute, die Fragen der Reformationszeit seien nicht mehr unsere Fragen, aber das glaube ich nicht.

Die Sorgen und Nöte der Menschen heute sind im Grunde nicht anders als zu allen Zeiten, denn es sind die Sogen und Nöte von Menschen. Was anders ist, sind die Ausdrucksformen, die Fragen heute bekommen. Aber wer genau hinhört, findet auch heute „die alten Grundfragen“, die Fragen der Menschen nach ihrem Verständnis zu Gott. Im Großen Katechismus, im 5. Hauptstück, widmet sich Luther diesen Fragen: Wie oft muss ich eigentlich zum Abendmahl gehen?

In der Hessischen Renitenz war es früher üblich, dass Abendmahlsgottesdienste nur an Feiertagen und an Erntedank gehalten wurden, vier Mal im Jahr war genug! In Berliner Gemeinden wäre solche Einstellung undenkbar! Was ist nun richtig? Luther schreibt: „Erstens haben wir nun die klare … Aussage: ,Das tut zu meinem Gedächtnis´. Das sind Worte, die uns etwas befehlen und gebieten: Denen, die Christen sein wollen, wird …geboten, das Sakrament zu empfangen … nicht aus Zwang, … sondern um Christus zu gefallen und ihm zu gehorchen …

Denn das nenne ich eine Verachtung des Sakramentes, wenn man sollange Zeit vergehen lässt und es nicht begehrt, ohne dass irgendein Hinderungsgrund besteht … Christus lädt dich freundlich ein – willst du es verachten?“ 8 Sehr viel Überlegung widmet Luther den Menschen, die sich selber prüfen. In unserer Kirchensprache heißt das: Bin ich würdig genug, um das Abendmahl zu empfangen?

Oft sind es Menschen, deren Ehe auseinandergegangen ist oder bei denen Streit in der Familie herrscht, die sich für lange Zeit vom Abendmahl zurückziehen. „Ich traue mich nicht!“ So dachte Luther auch: „Das ist auch meine Anfechtung; sie kommt noch aus der alten Zeit unter dem Papsttum her, da hat man sich so gequält, um ganz rein zu sein, damit Gott auch nicht den geringsten Makel an einem finden möchte. Dadurch wurde man so ängstlich, dass man sich immer gleich voller Schrecken angeklagt und gesagt hat:

O weh, ich bin nicht würdig, das Sakrament zu empfangen.

Und so fangen Natur und Vernunft an, unsere Unwürdigkeit gegen das große, teure Gut des Sakramentes zu halten; und da stellt sich heraus, dass (wir) wie Mist im Vergleich zu Edelsteinen (sind)… Wenn du dein Kommen davon abhängig machen willst, wie fromm und rein du bist, und wenn du dann noch dies erreichen willst, dass dich nicht mehr anficht, dann wirst du niemals zum Sakrament kommen können …

Denn niemand wird es in seinem Leben so weit bringen, dass er von täglichen Schwachheiten und Gebrechen frei sein wird … Das Gegenteil ist der Fall: Wir kommen als arme, elende Menschen und eben deswegen, weil wir unwürdig sind … Wer nach Gnade und Trost Verlangen hat, soll sich selber ermuntern zum Sakrament zu kommen und sich durch niemand davon abhalten lassen.“ Andere Menschen haben mit schwerer Schicksalsschlägen zu kämpfen. Sie fragen: „Gott warum?“, sind verzweifelt, traurig und verstehen Gottes Wege nicht. Ihr gewohntes Vertrauen zu Gott hat einen tiefen Knacks bekommen.

Sie können nicht so glauben, wie sie es gerne würden – und ziehen sich zurück vom Gottesdienst, vom Abendmahl. Wer in solcher Lage ist, dem reibt Luther den Abendmahlsbesuch geradezu unter die Nase: Es gibt nicht nur das Gebot, zum Abendmahl zu gehen, sondern auch ein Angebot Gottes, ein Geschenk: „Man muss das Sakrament doch nicht als etwas Schädliches ansehen, vor dem man weglaufen müsste, sondern als eine sehr heilsame, tröstliche Arznei, die dir hilft und dir Leben schenkt für Seele und Leib.

Denn wo die Seele genesen ist, da ist auch dem Leibe geholfen. Wie stehen wir eigentlich zum Sakrament? Als ob es ein Gift sei, durch das man sich den Tod holt? … Aber jene, die ihre Schwachheit fühlen, … sollen das Sakrament nicht anders ansehen …, als sei es ein köstliches Gegengift gegen jene Gifte, die sie in sich selber haben. Denn hier … sollst du Vergeben der Sünden empfangen und … Gottes Gnade und Geist mit allen seinen Gaben.“