Kannst du warten? Kommst du zur Ruhe?

Liebe Gemeinde, liebe Leser-in, lieber Leser!
Kannst du warten? Kommst du zur Ruhe? Und wenn, wie geht es dir dabei?
Der bekannte Kirchenvater Augustin sagte einst: „Herr, unser Herz ist unruhig…

Das empfinden auch wir. Wir jagen von einem Tag zum anderen, von einer Woche zur anderen, von einem Monat zum anderen, von einem Jahr zum anderen. Ständig auf der Suche. Ständig unruhig. Das und dies muss noch unbed-ingt gemacht werden. Dieser Einkauf, ein Programm auf dem Fernseher, das im Haus und noch jenes im Garten. Das will ich nächstes Jahr unternehmen. Um jener Sa-che muss ich mich unbedingt noch drum kümmern. „Herr, unser Herz ist unruhig…

Gerade eben hast du wohl noch überlegt, ob du dir Zeit erlauben solltest dies zu lesen? Würde es sich lohnen, mal kurz sich zu setzen und zur Besinnung anleiten zu lassen? Sollte ich mich nicht vielmehr einfach auf Bilder beschränken?

Wir tun uns schwer, Zeit für Ruhe in unserem Alltag einzubauen. Wir zünden kaum noch Kerzen an, sondern machen schnell Licht an – Licht aus. Wir singen nicht gemeinsam, sondern legen lieber eine CD auf. Der Adventskranz und die Krippe sind nicht Anlass zur Besinnung und Nachdenken, Anlass zur Ruhe zu kommen, sondern einfach nur noch Schmuck, der zur Adventszeit irgendwie dazugehört. Besuche und Gespräche fallen aus, weil man noch so viel zu tun und zu kaufen hat.

Advent ist Zeit der Ruhe, Zeit des Einkehrens, Zeit der Stille und des Wartens und der Suche nach Gott. Aber unser Herz ist unruhig.

Aus des Pastors FederAm 30. November war Tag des Apostels Andreas. An ihm können wir uns ein Vorbild für unser Warten und unser Suchen in dieser Ad-ventszeit nehmen. In Johannes 1 ab Vers 35 lesen wir: Am nächsten Tag stand Johannes [der Täufer] abermals da und zwei seiner Jünger; und als er Jesus vorübergehen sah, sprach er: Siehe, das ist Gottes Lamm! Und die zwei Jünger hörten ihn reden und folgten Jesus nach. Jesus aber wandte sich um und sah sie nachfolgen, und sprach zu ih-nen: Was sucht ihr? Sie aber sprachen zu ihm: Rabbi – das heißt übersetzt: Meister -, wo ist deine Herberge? Er sprach zu ihnen: Kommt und seht! Sie kamen und sahen’s und blieben diesen Tag bei ihm. Es war aber um die zehnte Stunde. Einer von den zweien, die Jo-hannes gehört hatten und Jesus nachgefolgt waren, war Andreas, der Bruder des Simon Petrus.

Die beiden Jünger, Andreas und der anderer, wollen einkehren. Sie ha-ben gewartet, haben gesucht und endlich bricht der Tag an, an dem sie hingewiesen werden auf das Lamm Gottes, der Tag an dem sie den Messias treffen. Sie lassen es aber nicht bei einer kurzen Begegnung.

Mal schnell die Bibel her und kurz gelesen und gebetet, dann fertig. Einmal am Tag eine kurze Begegnung mit Jesus, dann können wir uns an die Sachen ran machen, die noch in diesem Jahr erledigt werden müssen. Ein schneller Blick auf den Ad-ventskranz, der doch so schön aussieht und dann los in den Tag.

Nein, Andreas will einkehren. Jesus fragt: Was sucht ihr? Auf diese Frage antworten Andreas und der andere Jünger: Meister, wo ist deine Herberge? Sie wollen mit Jesus verweilen, sich Zeit mit ihm nehmen, sie wollen dorthin, wo Jesus seine Bleibe hat. Es geht ihnen nicht umeine kurze Begegnung, zufällig und ein-malig, sondern um eine Bleibe, eine bleibende Beziehung, eine ständige und fortwährende Begegnung, die dem eigenen Leben Grund und Halt gibt.

Jesus antwortet: Kommt und seht! Die beiden, Andreas und der andere Jünger, gehen mit. Sie bleiben den ganzen Tag bei Jesus und machen die Erfahrung, dass in ihm Gott ganz konkret und lebendig in ihr Leb-en eintritt. Bei ihm ihren Heiland, ihren Messias, ihren Herrn findet ihr Warten und ihre Suche die Erfüllung. Sie machen die Erfahrung, die auch Augustin machte: „Herr, unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir.

“Möge es in diesem Jahr bei euch nicht so sein, wie es mir im ver-gangenen Jahr erging. Da blickte ich in der Woche vor dem 4. Advent auf den Adventskranz. und er war so schön und perfekt. Alle Kerzen waren noch unberührt. Keines der Dochte war angebrannt. Unberührt schmückten er unsere Stube. Schade!

„Herr, unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir!“ Und Jesus sagt in dieser Adventszeit: Komm und seht! Bei mir findet ihr Ruhe, bei mir findet ihr Frieden! Bleibet bei mir, nehmt euch Zeit, kommt zur Ruhe. Ich euer Heiland habe mich aufgemacht um bei euch zu sein.

Somit wünsche ich euch eine besinnliche Advents– und Wei-hnachtszeit,

Lieben Gruß,
Pastor Helmut Paul