Advent: Ein Ruf zur Besinnung auf Christus inmitten unserer Fragen und Leiden

In dieser Zeit des Advents, einer Zeit der Erwartung und Vorbereitung, setzen wir unser Gespräche fort, um uns tiefer mit dem Thema des Leidens auseinanderzusetzen und unsere Fragen an Gott zu erkunden.

In einer Welt, die von Schmerz, Ungewissheit und Zweifeln geprägt ist, stellen wir uns oft die schwerwiegenden Fragen: Ist Gott tatsächlich aktiv?

Kümmert er sich wirklich? Besitzt er die Macht, in unsere Leben einzugreifen?

Und wenn doch, warum erfahren wir dann all dieses Leid?  

Diese Fragen lassen uns oft ohne klare Antworten zurück.

Doch das Evangelium gibt uns möglicherweise nicht die direkten Antworten auf diese Fragen, dessen Antworten wir suchen, sondern vielmehr die Antwort, die wir brauchen.  Es ist, wie Martin Luther so treffend formulierte:  "  Ich will von keinem anderen Gott wissen als von dem, der in der Krippe in Windeln gelegt ist.  "

Als Lutheraner verkünden wir einen Gott, den wir ohne Jesus nicht in seiner vollen Tiefe und Wahrheit erfassen können. Ohne Jesus können wir nicht die ganze Bandbreite des Leidens in dieser Welt begreifen. Ohne Jesus könnte Gott fast wie ein unbarmherziger oder sogar böser Gott erscheinen, oder wie Luther es drastisch ausdrückte, beinahe wie ein Teufel.

All unsere Fragen, die nach einem Gott ohne die Berücksichtigung von Jesus fragen, mögen unbeantwortet bleiben. Doch wenn wir Jesus in den Mittelpunkt stellen, gibt uns Gott eine klare Antwort. Oder besser gesagt, gibt er uns die klare Antwort: Es ist Gott der als Jesus, dass wir wirklich begreifen können, wer Gott ist. Durch das kleine Baby, das heranwuchs, um für uns am Kreuz zu sterben. Durch ihn, der all unsere Sünden auf sich nahm. Durch ihn, der von den Toten auferstanden ist.  Es ist durch den Blick auf Jesus, dass wir erkennen können, wer unser Gott ist. Dass er uns liebt, unabhängig von den Umständen in unserem Leben. Dass er bereits eine Antwort auf jede Sünde bereitgestellt hat. Dass Gott aktiv in unseren Leben beschäftig ist. Dass er unser Emmanuel ist – Gott mit uns.

Das ist der Grund, warum wir als Lutheraner so stark betonen, dass die Arbeit des Heiligen Geistes nichts anderes ist als das Zeigen auf Jesus. Der Heilige Geist führt uns nicht zu sich selbst oder lenkt den Fokus auf irgendetwas anderes, sondern er offenbart und erleuchtet uns, um Jesus Christus zu erkennen. Er ist der Wegweiser zu unserem Erlöser, er verherrlicht Jesus und offenbart uns seine Gnade. Wenn wir die Präsenz des Heiligen Geistes wahrnehmen und uns von ihm leiten lassen, erleben wir eine tiefere Verbindung mit Jesus Christus, unserem Retter.  Denn letztendlich ist es durch Jesus, dass wir Gottes unendliche Liebe und Barmherzigkeit verstehen können.

Deshalb kann Luther so kraftvoll verkünden: "  Ich will nur diesen Gott kennen, der in der Krippe liegt.  ", denn dieser Gott ist es, von dem wir die Antwort erhalten, die uns innerlich erfüllt.

In dieser Adventszeit sind wir aufgerufen, unseren Blick auf dieses kleine, aber mächtige Zeichen Gottes zu richten – auf das Kind in der Krippe. Es ist in Jesus, dass wir eine Antwort auf unser Suchen und Fragen finden. Eine Antwort, die uns durch die Dunkelheit des Leidens hindurchführt und uns Hoffnung, Frieden und unermessliche Liebe schenkt.

In Christus verbunden,

Pastor Werner Straeuli