Sooft ich diesem Ort anschaue, hat mein Herz ein süßes

Gespräch mit dem Kindlein Jesus.

Ich sage:

Ach Herr Jesus, wie zitterst du, wie hart liegst du um meiner Seligkeit willen!

Wie soll ich dies vergelten?

Da dünkt mich, wie mir das Kindlein antworte: Nichts begehre ich, lieber Hieronymus, als singe: Ehre, sei Gott in der Höhe!

Laß dir’s nur lieb sein: ich will noch dürftiger werden im Ölgarten und am heiligen Kreuz.

Ich spreche weiter:

Liebes Jesulein, ich muss dir was geben, ich will dir all mein

Geld geben.

Das Kind antwortet:

Ist doch zuvor Himmel und Erd mein. Ich bedarf’s nicht, gib’s den armen Leuten! Das will ich annehmen, als ware mir’s selber widerfahren.

Wenn wir uns in dieser heiligen Zeit versammeln, fühle ich mich verpflichtet, unsere Aufmerksamkeit auf das oft übersehene Glied der Heiligen Dreifaltigkeit zu lenken – den Heiligen Geist. In der lutherischen Theologie betonen wir zu Recht die zentrale Bedeutung der Gnade Gottes durch den Glauben an Jesus Christus, denn durch sein Leben, seinen Tod und seine

Auferstehung sind wir mit unserem himmlischen Vater versöhnt. Es ist jedoch wichtig, dass wir die entscheidende Rolle des Heiligen Geistes auf unserem geistlichen Weg nicht vernachlässigen.

Der Heilige Geist ist kein nachträglicher Gedanke oder eine bloße Fußnote in unserem Glauben. Die Heilige Schrift offenbart den Heiligen Geist als Gabe und Verheißung Gottes, als denjenigen, der uns auf unserem christlichen Weg befähigt, heiligt und leitet. Durch das Wirken des Heiligen Geistes werden wir von neuem geboren, zu Kindern Gottes gemacht und mit Christus in seinem Leib, der Kirche, vereinigt. Es ist der Heilige Geist, der unsere Herzen und unseren Verstand öffnet, um die Tiefe der Liebe Gottes zu begreifen, und es ist die Kraft des Geistes, die uns in das Bild Christi verwandelt.

Leider vernachlässigen wir manchmal unbeabsichtigt den Heiligen Geist in unserem Glauben und unserer geistlichen Praxis. Vielleicht konzentrieren wir uns so sehr auf unser Verständnis von Gottes Gnade und der durch Christus vollbrachten Erlösung, dass wir versehentlich das ständige Wirken des Heiligen Geistes übersehen.

Der Heilige Geist ist keine ferne oder unpersönliche Kraft, sondern eine göttliche Person, die völlig gegenwärtig ist und aktiv in unserem Leben und im Leben der Kirche wirkt. Durch den Heiligen Geist werden wir in alle Wahrheit geführt, zum Zeugnis für Christus befähigt und mit geistlichen Gaben für den Aufbau des Leibes Christi ausgestattet. Die sanfte Führung und Überzeugung des Heiligen Geistes bringen uns näher an das Herz Gottes und führen uns in die Fülle des Lebens in Christus.

Wir wissen, dass die Hauptaufgabe des Heiligen Geistes darin besteht, uns auf Christus hinzuweisen. So wie Jesus erklärte: „Wenn der Geist der Wahrheit kommt, wird er euch in alle Wahrheit leiten… Er wird mich verherrlichen, denn er wird von mir empfangen, was er euch kundtun wird“ (Johannes 16,13- 14). Der Heilige Geist erleuchtet die Heilige Schrift, offenbart die Person und das Werk Jesu Christi und gibt Zeugnis von seiner erlösenden Gnade. Wenn wir die Gegenwart des Heiligen

Geistes wahrnehmen und uns von ihm leiten lassen, werden wir näher zu unserem Erlöser hingezogen, erfahren eine tiefere Gemeinschaft mit ihm und ein tieferes Verständnis seiner unergründlichen Liebe. Lassen wir also zu, dass der Heilige Geist Christus in unserem Leben vergrößert und uns in treue Zeugen und Werkzeuge seiner Gnade für die Welt verwandelt.

Deshalb lasst uns beschließen, ein größeres Bewusstsein für die Gegenwart und das Wirken des Heiligen Geistes unter uns zu entwickeln. Seien wir offen für seine Führung, aufnahmebereit für seine Stimme und empfänglich für seine verwandelnde Kraft. Mögen wir seine Führung und Weisheit suchen, wenn wir die Herausforderungen unseres täglichen Lebens und die Mission, zu der wir berufen sind, meistern.

Abschließend, liebe Brüder und Schwestern, lasst uns daran denken, dass der Heilige Geist kein optionales Addendum zu unserem Glauben ist, sondern ein wesentlicher und integraler Bestandteil unserer Beziehung zu Gott. Mögen wir den Heiligen Geist einladen, unseren Verstand zu erleuchten, unsere Herzen zu entzünden und uns zu befähigen, unsere Berufung als Kinder Gottes zu leben. Mögen wir durch das Wirken des Heiligen

Geistes im Glauben wachsen, unsere Liebe zueinander vertiefen und reichlich Frucht zur Ehre unseres dreieinigen Gottes bringen.

Möge der Heilige Geist uns immer segnen und leiten. Euer Bruder in Christus

Pastor Werner Straeuli