Aus des Pastors Feder

Jesus Christus hat dem Tode die Macht genommen und Leben und ein unver-gängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium. (2. Tim 1,10).

Liebe Gemeinde, Helmut Thielicke berichtet in seinem Brevier über folgendes Ereignis: Ein Kind hatte einst seine Hand in die Öffnung einer sehr kostbaren chinesischen Vase hineingepresst. Doch nun konnte das Kind die Hand nicht wieder herauskriegen. Laut schrie es. Eltern und Nachbarn ka-men zur Hilfe und rissen an dem Kinderarm, während dies arme Kind immer lauter brüllte. Schließlich blieb nichts Anderes übrig, als die schöne teure Vase zu zerschlagen. Auf dem Boden lagen nun die Scherben dieser kostbaren Vase. Es stellte sich heraus, warum das Kind die Hand nicht wieder herausbekam. Warum sie so hoffnungslos hängengeblieben war. In seiner kleinen Faust hatte es eine kleine Mün-ze, welches es in der Vase gesehen hatte. In seinem kindlichen Unver-stand wollte es nicht loslassen.

Mit dem Anbruch eines neuen Kirchenjahres stehen wir nun wieder am Anfang der erstaunlichen Botschaft des Evangeliums von Jesus Chris-tus. Wie beim Blättern durch ein Fotoalbum führen uns die Texte und Themen nun wieder noch ein Jahr Sonntag für Sonntag an die besonde-ren Ereignisse heran und halten uns vor Augen, die wunderbare Tatsa-che: Jesus Christus hat dem Tode die Macht genommen und Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium.

Jesus Christus hat uns die sehr kostbare Vase des Lebens erworben: Die Macht des Todes genommen und Leben und unvergängliches We-sen gebracht.
An dem Tag unserer Taufe wurde diese teure, kostbare Gabe unser. Durch die Taufe und durch das Evangelium, dass uns seitdem immer wieder zugesprochen wurde, gilt uns: Die Macht unseres Todes ist ge-nommen, Leben, ja unvergängliches Wesen ist uns geschenkt worden.

Doch immer wieder greifen wir nach den wertlosen 5 Centstücken. Wir achten vieles höher als diese kostbare Vase des Lebens. Wir ver-trauen Gott nicht über alles, sondern halten fest in unsere Hand andere kleine Sachen im Leben. Dieses Festhalten kann unsere kostbare Vase zertrümmern lassen. Und am Ende laute Scherben.
Loslassen müssen wir. Immer wieder. Die Hand öffnen und die kleinen 5 Centstücke liegen lassen.
Das fällt nicht leicht! Das ist verdammt schwer!

Da gibt es so vieles, was glänzt. Unsere Aufmerksamkeit voll im An-spruch nimmt. In dieser Jahreszeit besonders verlockend. Irdisches Glück. Selbstbestimmung. Reichtum. Konsum.
Diese Centstücke – nach denen wir greifen, die wir krampfhaft festhal-ten – können aber auch so aussehen: Eine Sünde in der Vergangenheit. Unrecht, das uns geschehen ist. Enttäuschung. Einsamkeit in der Ge-genwart. Hoffnungslose Zukunft.
Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft – loslassen müssen wir. Immer wieder. Die Hand öffnen und die kleinen Centstücke liegen lassen.
Das fällt nicht leicht! Das ist verdammt schwer!

Freude lockt. Leid bindet. Wir strecken unsere Hand aus nach diesen Empfindungen. Auch wenn wir wissen, dass sie sehr kurzweilig sind, dass sie nicht die Macht des Todes nehmen können, so lenken sie doch gut ab. So betäuben sie doch erstaunlich gut und lassen vergessen und verdrängen.
Loslassen müssen wir. Immer wieder. Die Hand öffnen und die kleinen Centstücke liegen lassen.

Da hilft schließlich nur eines. Das müssen wir immer wieder hören. Uns in Erinnerung rufen lassen. Anderen daran erinnern: Kehren wir dieses Bild des Jungens mit der Vase um. Wo nicht wir die Handeln-den sind, sondern ein andere: Jesus Christus hat seine Hand in diese Vase gesteckt um dieses wertlose 5 Centstück in seine Hand zu neh-men. Dich hat er in seine Hand genommen und dabei sein kostbares Leben in Scherben gehen lassen. Sein Leben hat er hingegeben um dich in seiner Hand zu halten. Alles, damit er dich nicht verliert. Daran musst du denken. Sinne darüber nach. Immer wieder. Erkenne das neue Kirchenjahr als solch eine Gelegenheit. Sonntag für Sonntag. Hö-re dies eine – immer wieder: Jesus Christus hält dich in seiner Hand und gibt dabei alles auf, damit du nicht verloren gehen sollst. Du bist sein! Du bist durch Jesus Christus Gottes Kind. Nicht der Tod, keine bösen Mächte, nicht der Teufel kann dich aus seiner Hand reißen. Denn: Jesus Christus hat dem Tode die Macht genommen und Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evange-lium.

In Christus,
euer Pastor Helmut Paul