
Abschluss: Die Herausforderung der Gebote. Die Zehn Gebote Eine Gesellschaft ohne Maßstäbe?
Die Botschaft Gottes ist keine beruhigende Angelegenheit, sondern fordert in der Regel den Menschen zu Entscheidungen und zum Han-deln heraus. Das Evangelium Gottes will sich im praktischen Leben auswirken. Gott ist ein fordernder Gott. Die kirchliche Verkündigung gab sich große Mühe, Gott barmherzig und liebevoll darzustellen, freundlich, mitfühlend und vergebend. Das ist (auch) richtig, denn Gott ist ein Gott der Liebe. Es ist wahr, dass Gott entgegenkommend ist, dass er uns sieht, kennt, annimmt und seine Hand uns führt. Wer aber nur einen süßlichen, lieblichen und schwächlichen Gott erkennt und verkündigt, der irrt. Das wäre ein einseitiges Gottesbild, das weder biblisch noch praktisch belegt werden kann. Gott ist nicht (nur) lieb. Es gibt auch die herbe Seite Gottes.
Diese haben wir gegenwärtig unterschlagen, weil sie unangenehm, unbequem und lästig ist. In der Bibel finden wir klare, eindeutige Aus-sagen, dass es auch den zornigen und richtenden Gott gibt. Er lässt sich nicht spotten. Sein Wort ist ernst zu nehmen. Er steht zu der Forde-rung seiner Gebote. Sie sind Hilfe, aber auch Mahnung. Gott ver-schont und vergibt, aber wenn er straft, dann entkommt niemand. Das kann den einzelnen Menschen, aber auch ganze Völker und Län-der betreffen. Die Weltgeschichte hat das gezeigt.
Ein unerbittlicher, zorniger Gott ist in unserer Gesellschaft und Kirche schwer zu ertragen. Aber es ist Gottes Recht, so zu sein, wobei er keine böse Absicht verfolgt. Von ihm gesetzte Grenzen sollen die Mensch-heit vor Unrecht und Chaos schützen. Er wird Recht und Gerechtigkeit herstellen – wohl nicht immer sichtbar und greifbar auf diese Erde.
Gott rechnet mit größeren Zeiträumen von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Sind die beiden Seiten Gottes, die liebende und die richtende, mitein-ander zu vereinbaren und zu harmonisieren? Wir sollten das gar nicht versuchen. Man kann Gott nicht in ein theoretisches System pressen. Man kann die Vielfalt Gottes nicht auf eine Linie verengen. Seine Herr-schaft zeigt sich auf ganz verschiedene Art und mit ganz unterschiedli-chem Ergebnissen, die sich nicht festlegen.
Die Haltung des Menschen sollte sich in der Beugung unter diesen Gott verdeutlichen. Menschen werden schuldig vor Gott und seinen Gebo-ten. Auch vor Menschen, denen wir wehtun. Der Allgegenwart Got-tes kann niemand ausweichen. Er sieht hinein in die Bereiche des menschlichen Lebens, die schuldgetränkt sind, und tiefgreifende Spu-ren ziehen und der Vergebung bedürfen. Schuld zu erkennen und an-zuerkennen, liegt nicht im Trend der Zeit. Denn Schuld gibt man heute der Erziehung, der Situation, der Umwelt, der Gesellschaft und die Um-stände, nur nicht wir selbst. Niemand kann seiner Schuld verdrängen oder von ihr davonlaufen.
Esra 9,6: „Mein Gott,, ich schä-me mich und scheue mich, meine Augen aufzuheben zu dir mein Gott; denn unsere Schuld ist groß bis in den Him-mel!“
Das ist eine Erkenntnis, die dem Leben zur Klarheit verhilft. Reue ist mehr als Ärger und Verdruss, Erbitterung und Selbstmitleid, mehr als die Ein-sicht, versagt zu haben. Reue führt zur Scham über sich selbst, macht klein und demü-tig vor Gott. Zwar hört man das Wort „Schuld“ nicht gerne, dennoch kann man diese nicht leugnen. Wir haben Unrecht begangen. Unser Gewissen weiß das. Im Begriff der Reue liegt nun das Vertrauen zur Ver-gebung. Bedauern kann man ohne Vergebung, bereuen nicht. So ist ein Schuldbekenntnis keine unwürdige Haltung, sondern eine Rückkehr zu Gott und zum Nächsten.
Reue ist eine von göttlicher Seite dem Menschen ins Herz gegebene Gewissensregung. Wer Reue noch zu empfinden vermag, ist fähig, ein Mensch zu sein. Wenn Gottes Gebote eine kirchliche Verniedlichung erfahren, dann zerrinnt, was die biblische Wertigkeit von Reue aus-macht. Reue und Verhaltenskorrektur sollten Grundwerte des Lebens und der Beziehung zwischen Gott und den Menschen sein. Reue weist den Weg zur Hoffnung, zur Erlösung, zur Wandlung – zu einer Energie, die man nicht messen kann, die aber unverzichtbar sein sollte. Ab-schaffung der Reue bedeutet den geistlichen Tod. Reue, echter Sin-neswandel, ist wirkliches Leid, das mit Gott in Ordnung kommen möch-te. Reue ist der Schmerz der Seele.
„Ich scheue mich, meine Augen aufzuheben zu dir, mein Gott“… Wie weit ist doch unsere Entfernung von Gott! Dieser Abgrund wäre nicht zu überbrücken, wenn nicht Jesus Christus sogar denen, die ihn töte-ten, das Wort zugesprochen hätte: „Herr, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ Dieser Christus starb zur Vergebung aller! Ahnend erfährt es der Reuige: „Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten.“ Die Maßstäbe Gottes zeigen eine rettende Heilslinie auf. Denn wenn am Ende der Bibel von „einem neuen Himmel und einer neuen Erde“ die Rede ist (Off. 21,1), dann heißt es: „Hier sind, die da halten die Gebote Gottes und den Glauben an Jesus“ (Off 14,12). Dort gilt nur noch eins: „Gott dem ewigen König, dem Unvergängli-chen und Unsichtbaren, der alleine Gott ist, ihm sei Ehre und Preis in Ewigkeit“ (1. Tim 1,17).
Aus Informationsbrief Juni 2011, Nr. 266 S. 30